„Komm wie Du magst.“ Dieser Satz war eine Einladung, der ich nicht widerstehen konnte. Geschrieben hatte ihn meine Exfrau auf die Frage, ob es ok sei, wenn ich etwas femininer zu unserem Essen käme. Aber von vorn. Ich musste dienstlich nach Hamburg reisen und da ich eine Übernachtung hatte fragte ich meine Exfrau Bella, ob sie Lust und Zeit hätte mit mir essen zu gehen. Bella wusste von Nicole schon vor der Hochzeit, doch ich kann mich ehrlicherweise nicht erinnern mich ihr öfter gezeigt zu haben. Definitiv waren wir noch nie zusammen unterwegs.
Ich weiß, dass etwas mehr als eine Stunde von Ankunft bis zum Treffen im Restaurant recht sportlich geplant war. Dies insbesondere, da ich aufgrund eines Termins nicht als Nicole reisen konnte, von der Deutschen Bahn ganz zu schweigen. Natürlich wurde die Bahn ihrem Ruf gerecht und die eh schon knappe Zeit schmolz langsam, aber sicher zusammen. Die Krönung war dann die nicht besetzte Rezeption, an der ich mehr als zehn Minuten stand, ehe ich einchecken konnte. Als ich endlich auf dem Zimmer war hatte ich noch 36 Minuten bis zur verabredeten Zeit – Frischmachen, umziehen, schminken und Weg inklusive. Zum Glück ging mir das Schminken ja mittlerweile gut von der Hand und so stand ich immerhin kurz vor sieben im Aufzug. Auf dem Weg über den Bahnhofsvorplatz Richtung Hotel hatte ich kurz gedacht „oh, so viele Menschen, so hell“. Warum auch immer, diese Gedanken noch mal auftauchten, als ich das Hotel verließ waren sie zum Glück weg. Vollkommen selbstverständlich eilte ich in meinen Pumps in Richtung Taxistand. Meine Verspätung hatte ich schon angekündigt, aber sozusagen als Beleg dafür, dass ich gleich da wäre, schickte ich Bella ein Foto aus dem Taxi. Zurück kam, sie hätte fast das gleiche Tuch. Das sollte nicht die letzte ungewöhnliche „Unterhaltung“ an dem Abend werden.
Wir hatten uns bei einem Libanesen verabredet und ich muss sagen, es war eine gute Entscheidung. Das Essen in dem kleinen Lokal war hervorragend, der Service war auch sehr gut und ich fühlte mich dort sehr wohl und gut aufgehoben. Wir ließen es uns bei diversen geteilten Vorspeisen und einem sehr leckeren Rose gutgehen. Unsere Gesprächsthemen reichten von der gemeinsamen Vergangenheit, über unseren Sohn bis zu Nicole. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir mal so ausführlich über Nicole und deren Leben und Gefühlswelt gesprochen hätten. Irgendwann meinte Bella, wir würden über Themen sprechen, die hätte sie vermutlich mit Christian nicht besprochen und wir mussten beide schmunzeln. Der Abend war so schön und kurzweilig, dass wir von der Info des Wirtes, er würde gleich schließen, ganz überrascht wurden. Noch weiter quatschend gingen wir gemeinsam zur Bushaltestelle. Ich fuhr mit dem Taxi zurück ins Hotel und kaufte vollkommen entspannt Wasser an der Rezeption.
Trotz der Trennung haben Bella und ich uns die ganzen Jahre immer gut verstanden, aber dieser Abend war schon herausragend. Ich bin noch immer sehr glücklich, die Frage gestellt und Bellas Antwort genutzt zu haben. Ein weiterer Schritt auf meinem Weg und ich bin noch immer sehr glücklich über diesen Abend.
Beim nächsten Mal geht’s wieder nach Osnabrück, bis dahin
Eure Nicole
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