Von meinem Ausflug nach Basel zehrte ich noch lange. Das offensichtlichste aus diesen Stunden waren und sind natürlich die Fotos, die wir gemacht hatten. Aber noch zwei Sachen sind mir geblieben. Zum einen sind das die wunderschönen Erinnerungen an die ganzen Momente, die nicht auf Bild sind und die Eindrücke und Gefühle, die ich aus dieser Zeit mitnehmen konnte. Sei es der Blick über den Rhein oder das ungewohnte tragen eines Rockes in aller Öffentlichkeit. Zum anderen hat dieses Erlebnis einen durchaus nicht zu verachtenden Einfluss auf mein Selbstbewusstsein ausgeübt.
Wenn ich nochmal die Zeit vor Basel zusammenfasse, dann waren diese Jahrzehnte ganz überwiegend geprägt durch Zeit, die Nicole in den eigenen vier Wänden verbrachte, ergänzt um kurze Ausflüge im Schutz der Dämmerung und Dunkelheit sowie ganz wenige kurze Spaziergänge im Hellen. Auch wenn ich schon zuvor die Wohnung verlassen hatte, dann doch eher wie eine gehetzte, immer mit dem Gedanken das gleich ein Nachbar die Wohnungstür aufmacht oder mir vor dem Haus über den Weg läuft. Die fixe Idee, dass jeder im Haus ob des Klackens der Absätze neugierig würde, als gäbe es keine anderen Frauen im Haus.
Basel hatte hier natürlich ein ganz anderes Potential. Es gab keine Nachbarn (also keine eigenen), die mir über den Weg laufen konnten. Keine Bekannten oder Kollegen, die irgendwo in der Nähe wohnten. Nein, ich bin nicht komplett entspannt aus dem Haus. Natürlich war ich aufgeregt beim Schminken und beim gestylten Verlassen von Claudias Wohnung. Natürlich habe ich nach Anzeichen in den Gesichtern gesucht, wenn ich denn den direkten Blickkontakt hatte. Aber es war anders, die Kombination aus meiner besten Freundin an meiner Seite und die „fremde“ Stadt machten es mir tatsächlich einfacher einen gewissen Zustand der Entspannung zu finden, wenn man diesen so nennen kann.
Im Vergleich zur Summe der Zeit der Jahrzehnte davor war Basel nur ein kleiner Anteil an Stunden für Nicole, aber dieser im Verhältnis kurze Zeitanteil hatten einen maßgeblichen Effekt – er hatte mir gezeigt, dass ein Leben für Nicole in der Öffentlichkeit durchaus nicht unmöglich war. Es zeigte, das Nicole mit der Straßenbahn fahren konnte, im Restaurant essen konnte und mit allen Einschränkungen und Hürden in meinem Kopf durchaus nicht auf ein Versteck in ihren vier Wänden beschränkt war.
Mit dieser Erkenntnis war es nicht weiter verwunderlich, dass Claudia und ich recht bald in die Planung des nächsten Treffens eintraten, doch davon beim nächsten Mal mehr.
Bis zum nächsten Mal
Eure Nicole
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