Im frühen Morgengrauen stand ich vor allen anderen auf, es war duschen, schminken und einkleiden angesagt. Natürlich dauert das Schminken etwas länger, wenn man es nicht sein Leben lang jeden Tag macht, aber auch ich war pünktlich zum Frühstück fertig. Danach machten wir uns auf den Weg nach Rust. Klar, meine Anspannung stieg je näher wir dem Europapark kamen. Dann war es endlich soweit, wir parkten nahe am Eingang und ich musste den Rückzugsort Auto verlassen.
Wie alle anderen Frauen musste auch ich meine Handtasche öffnen und kontrollieren lassen. Das geschah absolut professionell und ohne blöde Blicke, was mir ein gutes Gefühl gab und ich mich ein bisschen akzeptiert fühlte. Alexa, die kleine Tochter von Claudia, hatte ganz klare Vorstellungen, wohin und in welche Bahnen sie mit mir wollte. Sie packte mich immer wieder bei der Hand und zeigte mir „ihren“ Europapark. Bei einem Fahrgeschäft warnte sie mich, ich müsse auf meine Perücke aufpassen, weil das so schnell sei. Ich fand es absolut süß, wie selbstverständlich sie mit Nicole umging. Schön wäre es, wenn alle Menschen auch nur einen Hauch davon hätten und sich zumindest die Abwertenden Blicke verkneifen könnten.
Ich war heilfroh, die Jeans und flache Stiefel als Outfit gewählt zu haben. Erstens blendete ich so mehr in das Publikum als mit Rock und zweitens war es nun mal viel praktischer beim ständigen rein und raus aus den teilweise recht niedrigen Bahnen, die Alexa ausgesucht hatte. Nicht das ich mich wirklich an das Schlange stehen mit anderen Menschen ganz nahe gewöhnte, aber ich konnte zunehmend besser damit umgehen. Das führte dazu, dass ich mich schließlich nach einem kleinen Snack auf das Voletarium einließ. Beim Snack wollte ich eigentlich Claudia vorschicken, aber am Ende musste ich meine Bestellung selber aufgeben.
Die Schlange zum Voletarium hatte ich bei weitem unterschätzt. Über eine halbe Stunde in einer Schlange, die in Schleifen durch die Räume geführt wurde empfand ich als sehr anstrengen. Es gab kaum Möglichkeiten den Blicken oder vermeintlichen Blicken der anderen Besucher auszuweichen. Vielleicht war der eine oder andere Blick von mir missinterpretiert, aber es waren auch genug dabei, die sehr deutlich waren. Auch nach dem wirklich grandiosen Erlebnis, das eigentlich die Anstrengung wert gewesen war, hatte ich zunehmend den Eindruck mehr davon zu sehen. Bis schließlich eine kleine Gruppe sogar mit dem Finger auf mich zeigte und lachte.
Die zunehmende Entspannung des Vormittags hatte sich in das Gegenteil gewandelt. Mehr über das Ende meines Ausfluges und mein Nervenkostüm beim nächsten Mal.
Bis dann
Eure Nicole
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