So wie es in der Bahn angefangen hatte, so ging es auch in Basel weiter. Die Temperaturen lagen schon mittags um die 30 Grad, also viel zu warm für eine Jacke. Ohne Sitzplatz in der Straßenbahn stand ich förmlich auf dem Präsentierteller mit meinem deutlich gewölbten Polohemd und der Handtasche über der Schulter. Doch Claudias Anwesenheit gab mir Sicherheit und so nach und nach setzte eine gewisse Gewöhnung ein. Nach einem kurzen Stopp bei Claudia zuhause machten wir uns auf den Weg zur Kosmetikerin. Wieder ging es quer durch die Stadt.
Das Kosmetikstudio war ein kleines Geschäft mit nur einer Kosmetikerin. Sie nahm mich sehr nett und offen in Empfang. Nachdem ich ihr erklärt hatte, was ich wollte und auch Bilder von mir gezeigt hatte machte sie sich ans Werk. Netterweise erklärte sie mir nebenbei noch ganz viel und gab mir Tipps. Am Schluss war ich hochzufrieden, diesen Schritt gewählt zu haben, denn er gab mir ein besseres Gefühl für die nächsten Aufgaben, die vor mir standen.
Fertig geschminkt und mit Perücke holten uns Claudias Mann und ihr Töchterchen mit dem Auto ab. Die kleine fand meine Veränderung gar nicht gut. Während der Heimfahrt tat sie das auch immer mal wieder kund. Nachdem wir eine Zeit zuhause verbracht hatten legte sich das jedoch wieder.
Der nächste Schrecken kam dann, als man mir eröffnete, wir würden in Deutschland zum Stammchinesen gehen. Mir schoss sofort in den Kopf, dass aufgrund des Gipfels verstärkte Einreisekontrollen zwischen Deutschland und der Schweiz stattfinden sollten und eine derartige Kontrolle war nun wirklich etwas was ich nicht erleben wollte. Doch es half nichts. Wir setzten uns ins Auto und fuhren nach Lörrach. Am Restaurant angekommen nahm das Töchterchen mich dann ganz süß an die Hand und führte mich in „ihr“ Restaurant. Auch ich wurde sehr nett begrüßt, was meinem Selbstvertrauen durchaus half. Es war mein erster Aufenthalt in einem Restaurant und absolut unvergesslich. Nicht, dass ich wirklich entspannte, aber ich arrangierte mich mit der Situation.
Im Anschluss ans Essen ging es zurück in die Schweiz und mit Claudia weiter nach Basel zum Fotos machen. Es war unglaublich mich am helllichten Tag vollkommen frei und zunehmend entspannt durch eine Stadt voller Menschen bewegen zu können. Sicherlich nahm ich auch Blicke wahr, die mich wieder auf den Boden zurückholten, aber alles in allem genoss ich meinen ersten Ausflug in die reale Welt sehr. Neben vielen Bildern, die Claudia machte nahm ich für mich auch mit, dass es ging. Wir schlossen den Abend mit einem Cocktail in einem Straßencafé ab, bevor ich wieder – deutlich entspannter – mit der Straßenbahn durch die Stadt fuhr.
Leider ging es schon am nächsten Morgen zurück – nach den Erlebnissen der Hinfahrt aber ohne Handtasche und ähnlichen „Auffälligkeiten“.
Claudia, ich danke Dir von ganzem Herzen für dieses Erlebnis und die, die noch folgen sollten!
Bis bald
Eure Nicole
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